Margareta Annen-Ruf, SVS-Redaktion
Am 6. September 2018 ging der Jahreskongress des Schweizerischen Verbandes für Seniorenfragen (SVS) der Frage nach, wie ältere Menschen mit der Digitalisierung von immer mehr Dienstleistungen umgehen. Die Tagung zeigte: auch bezüglich Digitalisierung ist das Alter keine homogene Gruppe.
SVS-Präsident Karl Vögeli begrüsste die zahlreich erschienenen Senioren/-innen sowie besonders die Referenten und die Referentin aus Technik, dem Dienstleistungssektor und der Wissenschaft und als Gast, die Solothurner Regierungsrätin Susanne Schaffner, Vorsteherin des Departements des Innern. Der Präsident wies sodann auf die ersten Maschinen im 19. Jahrhundert und die immer schnellere technische Entwicklung hin. Während junge Leute mit den Neuen Technologien aufwachsen, brauchten Senioren/-innen mehr Zeit. Für das Selbstwertgefühl sei es jedoch wichtig das Neue nicht nur zu ertragen, sondern auch zu verarbeiten und sich daran zu beteiligen.
Eigentlich seien Kongresse mit denen wir solche Säle füllen, während wir von zuhause aus mit aller Welt kommunizieren können ein Anachronismus, sagte die Regierungsrätin einleitend. Sie erinnerte an 1969 als die ersten Computer aufkamen, kaum jemand in dieser Technologie ausgebildet war, wir uns aber nach und nach an den Umgang damit gewöhnten. Am Beispiel eines Projekts für Demenzkranke zeigte Schaffner wie die Digitalisierung nutzbringend angewendet werden kann. Um jegliche Ausgrenzung zu vermeiden gelte es jedoch Leitplanken zu setzen.
Berufe die es heute noch nicht gibt
Nicolas Bührer, Managing Director von digitalswitzerland beleuchtete in seinem Referat wo die Schweiz bezüglich Digitalisierung steht und was das für uns alle bedeutet. Nach der ersten, zweiten, dritten industriellen Revolution befänden wir uns nun in der 4.industriellen Revolution. Vor 7 Jahren hätten weniger als 10 Prozent ein Smartphone benutzt heute seien es 90 Prozent, 11 Prozent nutzten einen fitness Tracker, 6 % Prozent Smartwatches und 31 Prozent smart TV. Weiter meinte der Referent, die fortschreitende Digitalisierung werde alle Bereiche des Lebens verändern. Junge Leute etwa würden künftig Berufe ausüben die es heute noch gar nicht gebe. Die Schweiz gehöre bezüglich Innovation immer zu den Top 10, doch in der Digitalisierung könne sie mehr tun, meinte der Referent. Er wies dabei auf den „digital day“ vom 25. Oktober 2018 hin.
Das Alter keine homogene Gruppe
Dr. Esther Ruf von der Fachhochschule St. Gallen, wies in ihrem Referat auf die Ergebnisse einer vom interdisziplinären Kompetenzzentrum Alter der Fachhochschule St.Gallen (IKOA-FHS) durchgeführten Studie zu Digitalisierung und Alter hin. An der Studie beteiligten sich Senioren/-innen aus 19 Kantonen zwischen 65 und 90 Jahren. 537 Rückmeldungen insgesamt, 178 in Papierform bzw. 33,8 Prozent und 359 online bzw. 66,8 Prozent gingen ein. Auch wenn von Männern digitale Dienstleistungen mehr genutzt werden als von Frauen, und von 65 – 79 Jährigen mehr als von über 80 Jährigen, sind die 65+ diesbezüglich, laut Ruf, keine homogene Gruppe.
Genutzt werden vor allem Suchdienste, Bank- / Geldautomaten sowie E-Banking. Als positiv bezeichneten die Befragten, dass diese Dienste orts- und zeitunabhängig sowie schnell und unkompliziert zur Verfügung stehen. Die meisten der Befragten fühlen sich mit der Nutzung digitaler Dienstleistungen wohl bis eher wohl. Als Nachteile werden etwa der Wegfall menschlicher Kontakte, der Datenschutz, der Verlust von Arbeitsstellen sowie komplizierter Kundendienst genannt. Befürchtet wird auch eine Benachteiligung der Nicht-Nutzer.
Ein Volk von online-shoppern
Auch die älteren Menschen machten heute Selfies, meinte Pascal Schaub, Leiter der Dachmarke Migros, einleitend. Laut dem Referenten sind wir ein Volk von online Shoppern und belegen in Europa Rang zwei. Für die Migros seien die Bedürfnisse nicht das Alter relevant, und er erwähnte etwa die Single Portionen. Wie von Schaub weiter zu erfahren war, ist das selfscanning bei den Älteren noch nicht so beliebt. Die Regel sei die Normalkasse Diese werde auch nicht aufgehoben, das mache keinen Sinn, vielmehr seien verschiedene Optionen vorgesehen. Er erwähnte u.a. etwa den E-Mail Letter, die sozialen Medien und die community für Selbsthilfe(MIGIPEDIA). Es werde sich noch einiges verändern aber auch manches – Analoges – z.B. die Migros Zeitung bleiben, sagte Bührer
Stefan Nünlist, COO Swisscom, sagte die Zukunft ist schon da. Davor sollten wir jedoch keine Angst haben, denn Erfindungen seien schon immer der Treiber von Fortschritt und Veränderungen gewesen. 10 000 Jahre habe die landwirtschaftliche Entwicklung, gebraucht, 200 Jahre die industrielle, 25 Jahre die digitale Entwicklung und die nächste Welle komme bestimmt. Was sie bringe wüssten wir noch nicht, die Arbeit werde uns jedoch nicht ausgehen. gab sich Nünlist überzeugt. Zudem plädierte er dafür, eine Fehlerkultur zuzulassen.
An die Referate schloss sich eine lebhafte Diskussion an.
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